Projektgebiet Simssee
Mit einer Oberfläche von 6,5 km² ist der Simssee der größte See innerhalb des Landkreises Rosenheim. Er zählt mit einer maximalen Tiefe von 22 m zu den eher flachen und damit empfindlichen Seen gegenüber Umwelteinflüssen.
In den letzten Jahren kam es im Simssee mehrmals zu verstärktem Wachstum von Algen und Wasserpflanzen, was durch zu hohe Nährstoffkonzentrationen (v. a. Phosphor) hervorgerufen wurde. Diese Eutrophierung soll durch die Ausweisung eines sogenannten gelben Gebiets und den damit einhergehenden Bewirtschaftungsauflagen für die Landwirte verringert werden. Der Schutz vor zu hohen Phosphorbelastungen ist kein neues Thema und wird seit langem von den örtlichen Landwirten bearbeitet.
Ausgangssituation am Simssee
Der Simssee liegt eingebettet in eine hügelige Moränenlandschaft und besitzt ein vergleichsweise riesiges Einzugsgebiet von 74 km². Dieses erstreckt sich auf die Gemeindegebiete Bad Endorf, Söchtenau, Frasdorf, Prutting, Riedering, Stephanskirchen, Rimsting und Prien a. Chiemsee.
Da im Voralpenland hohe Niederschläge auf hügeliges Gelände mit z. T. steilen Hanglagen treffen, sind erhöhte Nährstoffeinträge in Gewässer vorprogrammiert. Dabei kann eine übermäßige Anreicherung von Nährstoffen in Seen zur Entwicklung von Algenblüten führen, welche die Erholungsfunktion des Badegewässers einschränken. Obwohl bereits Erfolge bei der Reduzierung des Nährstoffeintrages erkennbar sind, ist der See noch immer in einem „mäßigen“ ökologischen Zustand. Diese Einstufung erfolgt anhand eines 5-stufigen Systems (nach EU-Wasserrahmenrichtlinie) in die Zustandsklassen „sehr gut“, „gut“, „mäßig“, „unbefriedigend“ und „schlecht“.
Bisherige Arbeit am Simssee
An der Verbesserung des Zustands des Sees wird seit mehreren Jahrzehnten gearbeitet. So gründete sich 1973 der Abwasserzweckverband Simssee (AZV) auf dem Gebiet der Gemeinden Bad Endorf, Prutting, Riedering, Söchtenau und Stephanskirchen. Der Verband fokussierte sich damals auf den Bau einer Ringkanalisation und sorgte somit dafür, dass sich der Phosphor-Eintrag in den Sims-see um die Hälfte reduzierte. Auf freiwilliger Basis unternahm der AZV im Jahr 2003 die Trägerschaft für ein weiteres Simssee-Schutzprojekt innerhalb der fünf AZV-Gemeindegebiete.
Der AZV hat das Büro Ecozept aus Freising mit der Beratung zur gewässerschonenden Landwirtschaft im AZV-Einzugsgebiet betraut. Unter dessen Koordination und fachlichen Begleitung wurde gemeinsam mit den AZV-Gemeinden, dem Wasserwirtschaftsamt, Landratsamt, Gesundheitsamt, Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten und den Landwirten ein Maßnahmenkatalog erarbeitet. Dieser diente als Leitfaden in der Beratung zur freiwilligen Umsetzung durch die Landwirte.
Über Betriebsberatungen, Demonstrationsversuche mit Feldbegehungen, Versammlungen und Rundbriefe werden Flächenbewirtschafter zu Maßnahmen motiviert, um die Wasserqualität weiter zu verbessern. Themen sind dabei oft Ansatzpunkte in der Landwirtschaft wie z. B. ackerbauliche Maßnahmen zur Reduzierung der Erosion, das Management organischer Dünger zur Reduzierung der Oberflächenabschwemmungen von Grünland aber auch die phosphorreduzierte Fütterung von Milchkühen.
Ursachen des mäßigen Gewässerzustands
Die wesentlichen Eintragspfade sind nach heutiger Kenntnis der erosive Bodenabtrag von steilen Ackerflächen und der Oberflächenabfluss von hängigem Grünland. Grundsätzlich wird das örtliche Oberflächenabfluss- und Erosionsrisiko durch die Bodenbedeckung der Kultur, die Bodenart, die Hangneigung und -länge sowie durch die Intensität der Niederschläge beeinflusst. Die Landbewirtschaftung kann dabei oft nur begrenzt Einfluss nehmen. Insbesondere überversorgte Böden (Acker- und Grünland) und die Gülleausbringung vor Starkregenereignissen sind unterschätzte Probleme.
Durch den Abtrag an Boden entstehen jedoch sowohl ökonomische Nachteile (u. a. Verlust an wertvollen Oberboden) als auch ökologische Schäden. Zu hohe Nährstoffkonzentrationen und Sedimenteinträge wirken sich negativ auf den Zustand der Gewässer aus. Die Wirkung von Phosphor und Stickstoff (Nitrat) ist auf den Seiten der LfU anschaulich erklärt (Verlinkungen sind unten angefügt).
Faktoren wie z. B. Wasservögel, luftgetragene Immissionen oder Reifenabrieb sind für den Nährstoffhaushalt des Sees von untergeordneter Bedeutung. Trotzdem hat der Abwasserzweckverband Simssee seit vielen Jahren die Gullys im Einzugsgebiet, die sich teilweise direkt neben Straßen oder innerhalb von landwirtschaftlichen Flächen befinden, kartiert. In Abstimmung mit den Landwirten wird versucht, diese Einträge anhand von „grünen Ecken“, durch Umwandlung von Acker- in Grünland oder Abdeckung von Gullys in Grünlandflächen zu entschärfen.
Organisation der Landwirte
Jährlich gibt der AZV rund 30.000 Euro im Rahmen des Projektes für landwirtschaftliche Beratung und die Förderung für gewässerschonende Bewirtschaftung aus. Zudem wird in einem Arbeitskreis mit den Landwirten das Projekt inhaltlich begleitet, um bei Bedarf fachliche Anpassungen vorzunehmen.
Mit den ergriffenen Maßnahmen wurde u. a. erreicht, dass der Umfang an begrünten Flächen (Acker- und Kleegras, Getreide, Zwischenfrüchte und Untersaaten) bis zum Winter 2019/20 konstant auf knappe 90 Prozent stieg. Diesen Winter waren es rund 80 Prozent, was zum Teil durch den nassen Herbst und die dabei erschwerten Bedingungen erklärt werden kann. Zudem konnten Probleme durch Nährstoffeinträge aus Punktquellen erkannt und erfolgreich abgestellt werden.
Um der positiven Entwicklung des Sees weiteren Schub zu geben, soll nun das gesamte Einzugsgebiet in die Beratung aufgenommen werden (siehe Karte). Aktuell laufen Gespräche, die Gemeinden Rimsting, Prien am Chiemsee und Frasdorf in der Beratung und Förderung mit aufzunehmen. Die langjährige Erfahrung des AZV und der Firma Ecozept könnte hier einen wertvollen Beitrag leisten.
Ausweisung des „Gelben Gebiets“
In der neuen Düngeverordnung (2021) wurden in Bayern auf 28 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche eutrophierte Gebiete, sog. „Gelbe Gebiete“, ausgewiesen. Im Landkreis Rosenheim liegt seit diesem Jahr ein solches Gebiet um den Simssee vor. Zwar sind hier nur auf 6,2 % der landwirtschaftlichen Fläche die Bewirtschaftungsauflagen umzusetzen, jedoch betrifft dies jeden achten Betrieb (12,5 %) im Landkreis.
Für diese gelben Gebiete gelten zwei flächenbezogene Bewirtschaftungsauflagen, um die Phosphorbelastung zu verringern:
Wenn Sommerungen mit Phosphor gedüngt werden sollen ist der Anbau von Zwischenfrüchten oder eine Getreide-Stoppelbrache verpflichtend.
In gelben Gebieten sind höhere Abstände zu Gewässern bei der Düngung einzuhalten. Je nach Hangneigung dürfen bis zu 20 Meter nicht gedüngt werden.
Fazit
Die bereits von vielen Landwirten freiwillig durchgeführten Maßnahmen werden durch das Gelbe Gebiet zum Teil verpflichtend. Das Thema Gewässerschutz ist damit jedoch noch nicht erledigt. Die Bodenverbesserung und Risikoabsicherung vor Erosion und Abschwemmung sind weiter auszubauen. Das gemeinsame Ziel aller ist, den ökologischen Zustand zu verbessern. Bis dieser erreicht ist, bleiben die neuen Auflagen zur Flächenbewirtschaftung ein wichtiges Thema.
Zur weiteren Information
- Über die aktuellen Fortschritte im Projektgebiet informiert der AZV auf seiner Website: https://www.azv-simssee.de
- Informationen zu den Gelben Gebieten finden Sie hier: https://www.lfl.bayern.de
- Informationen wie die Gebiete ausgewiesen wurden, finden sie hier: https://www.lfu.bayern.de
- Informationen zur Wirkungsweise des Phosphors finden Sie hier: https://www.lfu.bayern.de
- Informationen zur Wirkungsweise des Nitrats finden Sie hier: https://www.lfu.bayern.de
Gewässerschutzberatung am AELF Rosenheim