Im Landkreis Rosenheim
Kiebitzen eine Chance gegeben

Kiebitz auf Wiese

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Meist in offenem Gelände anzutreffen leben Kiebitze in der Regel am Rand von Seen, Flüssen oder Sumpfgebieten. Man findet sie aber auch auf Kulturland wie Äckern und Wiesen. Früher noch sehr häufig gesehen, bleiben seit einigen Jahren viele traditionelle Brutreviere verwaist.

Der typische Ruf des Kiebitz' und seine gaukelnden Flugmanöver verschwinden zunehmend aus der Kulturlandschaft. Die Gründe für seinen Rückgang und Verschwinden sind vielfältig. Seine typischen Brutplätze, feuchte magere Wiesen mit lückigem Bewuchs, sind rar geworden, deswegen weicht er im Landkreis auch auf Äcker aus. Diese bieten ihm im Frühjahr zur Brutzeit einen ähnlich guten Überblick über das Gelände, um Fressfeinde rechtzeitig zu erkennen.

Zur gleichen Zeit wie die Brut findet aber auch ein Großteil der Ackerbewirtschaftung, vor allem im Maisanbau statt. Die gut getarnten Nester können bei der Bodenbearbeitung und Ansaat leicht übersehen und versehentlich zerstört werden. Auch wenn die Nester markiert und kleinräumig umfahren werden, ist die Aufzucht noch nicht sicher. Nachts können Fuchs und andere Raubtiere besonders bei kleinen Brutvorkommen zu einem Totalausfall der Gelege führen, tagsüber sind die Küken wegen Wasser- und Futtermangel zu längeren Wanderungen gezwungen, die auch Gefahren bergen.

Familie Kirchstetter aus Massing im Landkreis Rottal-Inn beobachtet schon seit mehreren Jahren die Kiebitz-Brutpaare, die regelmäßig auf ihren Flächen, erfahrungsgemäß im Mais, gebrütet haben. Obwohl der Betrieb im Haupterwerb geführt wird, legen sie viel Wert auf den Schutz der Artenvielfalt. Durch die Pflege von Feldgehölzen und die Anlage von Brutfenstern wird auch für Nicht-Nutztiere ein Platz gefunden. Um die Arten zum Bruterfolg zu verhelfen, haben sie sich nach Maßnahmen zur Unterstützung des Kiebitzes beim Landschaftspflegeverband (LPV) Rottal-Inn erkundigt.

Schutzmaßnahmen
In Zusammenarbeit von AELF Rosenheim, AELF Landau a.d.Isar-Pfarrkirchen und LPV Rottal-Inn wurden im Frühjahr 2021 Schutzmaßnahmen für die Kiebitze ergriffen. Adrian Wimmer (LPV) unterstütze Familie Kirchstetter bei Maßnahmen und deren Umsetzung. "Zum Teil können schon ganz einfache Maßnahmen helfen, den Bruterfolg zu sichern", so Wimmer.
Umfährt man die Nester nur kleinräumig, trägt man zwar bereits zum Schlupferfolg bei, verbessert aber die Lebensraumausstattung für die Küken nicht. Praktisch für die Brutpaare wären ca. 50 m² Schonbrache. Bei mehreren nahegelegenen Nestern kann das Umfahren sehr aufwändig werden, hier bieten sich flächige Maßnahmen an.

Für die Erstgelege kann auch eine Verzögerung der Maisansaat bis zum 19. Mai wirksam sein. In Anzenberg wurde im Frühjahr innerhalb einer feuchten Senke die bereits im Herbst ausgesäte Wintergerste auf einer Fläche von 0,15 ha nochmal gegrubbert, um für eine vegetationsarme Brutfläche zu sorgen. Nimmt man einen ganzen Ackerschlag für ein Jahr aus der Bewirtschaftung spricht man von einem Kiebitz-Acker. Damit unterstützt man auch die Bodenfauna, sowie andere bedrohte Vogelarten wie Feldlerche und Wiesenschafstelze. Idealerweise haben solche Brutfenster nasse Mulden, die ohnehin schwer zu bewirtschaften sind.

Auch andere Maßnahmen wie z. B. das Belassen von Feldrainen, Verkleinerung von Schlägen, Fruchtwechsel und Anbau von Sommergetreide mit einem Reihenabstand von ca. 15 cm haben sich in vielen Wiesenbrütergebieten schon bewährt.

Förderung im Landkreis Rosenheim

Im Landkreis Rosenheim gibt es mehrere Möglichkeiten, sich diese Maßnahmen fördern zu lassen und der Problematik der rückläufigen Brutpaare zu begegnen. Ein landkreisübergreifendes BayernNetzNatur-Projekt "Netzwerke für den Kiebitz" wurde in den Landkreisen Traunstein, Rosenheim und Altötting ins Leben gerufen. Finanziert wird das Projekt vom bayerischen Naturschutzfonds und dem Bezirk Oberbayern. Durchgeführt wird es von den Landschaftspflegeverbänden Altötting und Traunstein sowie dem Landkreis Rosenheim.

Ziel ist es, über die Entwicklung modellhafter Strategien eine dauerhafte Sicherung der lokalen Kiebitzbestände zu gewährleisten. Durch eine enge Zusammenarbeit mit den Landwirten können die Nester vor der Bewirtschaftung abgesteckt und bei der Bearbeitung ausgelassen werden. Die Landwirte können so einen wertvollen Beitrag zum Kiebitzschutz leisten und die Kommunen unterstützen das Engagement mit einer kleinen Prämie.

Population stabilisieren

Die bereits freiwillig durchgeführten Maßnahmen zum Schutz von Bodenbrütern konnten durch die Zusammenarbeit mit den zuständigen Ämtern und Behörden unterstützt werden. Das gemeinsame Ziel aller ist, den Bruterfolg weiter zu verbessern, um die Population zu stabilisieren. Bis dies erreicht ist, bleibt der Schutz von Bodenbrütern ein wichtiges Thema.